Nach orthodoxem Kirchenverständnis besteht nur eine Orthodoxe Kirche, die jedoch durch die geschichtliche Entwicklung konkret in mehreren autokephalen orthodoxen Kirchen existiert. Demzufolge gibt es in Österreich – gesetzlich anerkannt – nur einen gemeinsamen Religionsunterricht für alle Schülerinnen und Schüler des orthodoxen Glaubensbekenntnisses.
Die orthodoxen Schülerinnen und Schüler haben in ihren Ursprungsländern die Orthodoxe Kirche meist mit dem Gefühl der eigenen Zugehörigkeit zu einer sprachlich-ethnischen Gemeinschaft kennengelernt. In der Diasporasituation vermittelt der Religionsunterricht in seinem panorthodoxen und deutschsprachigen Kontext unseren Schülern neben der Vermittlung grundlegender Kenntnisse des orthodoxen Glaubens und der Lehre die wichtige Erfahrung der Einheit der Orthodoxie. Er stellt für nicht wenige Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit für einen ersten und oft fast einzigen Kontakt zur Orthodoxen Kirche in Österreich dar und trägt zur gegenseitigen Akzeptanz und Annäherung sowie zur Integration der verschiedenen orthodoxen Kommunitäten bei.
Eine solche gemeinsame orthodoxe Identitätsfindung wird den orthodoxen Schülerinnen und Schülern durch Beheimatung und Verwurzelung in der eigenen Religion nur im konfessionellen, schulischen Religionsunterricht ermöglicht. Dies schafft eine starke Basis für ihre weitere positive Entwicklung und für das wertschätzende Zusammenleben in der multiethnisch, multikulturell und multireligiös geprägten Gesellschaft. Damit erhält der Religionsunterricht auch eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung.