Präsentation der Bibel in kurzen Erzählungen

Die Bibel in kurzen Erzählungen“ ist der Titel des ersten orthodoxen Schulbuchs für Volksschulen in Österreich. Bei der festlichen Präsentation im Wiener Stadtschulrat bezeichnete der griechisch-orthodoxe Metropolit Staikos das Erscheinen dieses Buches als „historisches Ereignis“.

„Dieses Buch ist mehr als ein Lehrbuch, es ist das Zeugnis des Lebens und Glaubens in Österreich und unserer Zukunft in diesem Land,“ so Erzbischof Michael Staikos, der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, bei der Präsentation des ersten, deutschsprachigen Religionsbuch für den orthodoxen Unterricht in Volksschulen, die am Montag, 28. September 2009, im Wiener Stadtschulrat stattfand.

Erzbischof Staikos nannte das Erscheinen des Religionsbuches ein „historisches Ereignis“: „Es ist der Ausdruck von unserer Überzeugung der Integration und der gleichzeitigen Sicherung und Beibehaltung unserer nationalen und konfessionellen Identität.“

Herausgeberin des Buches mit dem Titel „Die Bibel in kurzen Erzählungen“ ist die Österreichische Bibelgesellschaft im Auftrag des orthodoxen Schulamtes. Jutta Henner von der Bibelgesellschaft und Branislav Djukaric vom orthodoxen Schulamt führten durch die Buchpräsentation, bei der Erzbischof Staikos einen Festvortrag zum Thema „Die Bibel im Leben der Orthodoxen Kirche“ hielt. Die Heilige Schrift sei die „Hauptquelle der Offenbarung und das Wort Gottes an die Menschen“. Zum Verhältnis von Schrift und Tradition sagte der griechisch-orthodoxe Erzbischof, dass auch für die Orthodoxie beides – Tradition und die Heilige Schrift – parallele und nicht gegensätzliche Träger der göttlichen Offenbarung seien. Weiters betonte der Metropolit die Einheit von Altem und Neuen Testament: „Orthodoxer Glaube ist biblischer Glaube, denn er ist von der Schöpfung bis zur Erlösung biblisch gedacht.

Keine Kinderbibel

Präsentiert wurde das neue Schulbuch vom rumänisch-orthodoxen Bischofsvikar Nikolae Dura gemeinsam mit dem Religionspädagogen Johann Krammer. Beide wiesen darauf hin, dass „Die Bibel in kurzen Erzählungen“ keine Kinderbibel sei, sondern ein Buch, das zwar in vereinfachter, aber dennoch erhabener Sprache die Bibelgeschichten wiedergibt. Dadurch werde die große Ehrfurcht der Orthodoxie vor dem Wort Gottes zum Ausdruck gebracht, so Krammer.

Bilder in der Tradition der Ikonen

Nachdem es seit dem Vorjahr einen neuen, stark biblisch orientierten Lehrplan für den orthodoxen Religionsunterreicht gibt, enthält das neue Schulbuch nun alle für den Unterricht wichtigen Bibelgeschichten. Wesentlicher Bestandteil des neuen Religionsbuches sind die Illustrationen der Athener Malerin Marta Kapetanakou-Xynopoulou. Ihre Bilder schließen an die Tradition der Ikonen an. „Das Prinzip des Sehens ist in der orthodoxen Glaubensvermittlung wesentlich“, betonte Johann Krammer. Der Weg des orthodoxen Glaubens geht immer vom äußeren Zeichen zur inneren Gnade, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren. Dieses Prinzip sei auch im Lehrplan berücksichtigt, so Krammer. 

Im Anhang führt das Buch eine Sammlung von Gebeten an darunter auch das Vaterunser, abgedruckt in den fünf Sprachen der orthodoxen autokephalen Kirche in Österreich, der griechisch-orthodoxen sowie der russisch-, serbisch-, rumänisch- und bulgarisch-orthodoxen Kirche. Ein Geleitwort der Bischöfe dieser fünf Kirchen ist an den Anfang gestellt.

Ökumenische Hochschule ist europaweit einzigartig

Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Altbischof Herwig Sturm, gratulierte in seinem Grußwort zum Erscheinen des Buches und betonte: „Wir haben uns in Österreich immer bemüht, mit Respekt und Achtsamkeit die Tradition und Wirklichkeit der Orthodoxie wahrzunehmen.“ Die orthodoxen Gemeinden seien im Wachstum, dem gemeinsamen deutschsprachigen Buch komme deshalb ein integrativer Faktor zu. Bischof Sturm wies auch auf die Religionslehrerausbildung an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) hin, einem durch die gemeinsame Trägerschaft von evangelischer, orthodoxer, orientalisch-orthodoxer, altkatholischer und katholischer Kirche „einzigartigen Projekt“. Auch die Rektorin der KPH, Ulrike Greiner, gratulierte zum Zustandekommen des Schulbuches. Sie betonte das Gemeinsame der Bereiche „Ökumene, Forschung und Internationalität“, die nur aufgebaut werden können, wenn die Hochschule eine „offene Institution“ ist, die mit Partnern arbeitet, die oft andere Regeln und Kulturen haben.

Umrahmt wurde die festliche Buchpräsentation durch Lesungen aus dem neuen Schulbuch und orthodoxen Kirchengesängen, vorgetragen und gesungen von orthodoxen Schülerinnen unter der Leitung von Marija Djukaric.