Die Lebendigkeit des orthodoxen Religionsunterrichts in Österreich hat Metropolit Arsenios gewürdigt. In seinem Eröffnungsworten eines Seminars für orthodoxen Religionslehrerinnen und Religionslehrer am Freitag, 23. November, in Wien, betonte der Metropolit das Engagement sowohl von Lehrern wie auch von Schülern. Davon habe er sich beispielsweise persönlich überzeugen können, als er im September dieses Jahres anlässlich des Ersten Orthodoxen Jugendtreffens in Wien-Strebersdorf die beeindruckend vorbereiteten Workshops und die mit fundiertem Fachwissen ausgestatteten Jugendlichen erleben konnte.
Dies sei der beste Beweis dafür, dass der orthodoxe Religionsunterricht gute Früchte in Österreich hervorbringt, sagte der Metropolit: “Deswegen kann nicht überbetont werden, dass die pädagogische Tätigkeit der orthodoxen Religionslehrerinnen und Religionslehrer sowohl für die orthodoxen Kirchengemeinden in Österreich als auch für die Republik Österreich von großer Bedeutung ist. Junge Menschen mit Perspektiven werden im Glauben erzogen und gefestigt, auf dass sie ein stabiler Teil der österreichischen Gesellschaft werden, die uns gastfreundlich in diesem Land aufgenommen hat”.
Abschließend äußerste Metropolit Arsenios den bereits beim Beginn seiner Pastoraltätigkeit in Wien betonten Wunsch, die Zahl der orthodoxen Schülerinnen und Schüler in Zukunft zu steigern.
Hauptreferentin der Fortbildungsveranstaltung des Orthodoxen Schulamtes war die finnisch-orthodoxe Religionspädagogin Maria Franken. Sie sprach über “Religiöse Bildung im Vorzeigeland Finnland”. Im ersten Teil ihres Vortrags stellte Franken die Finnisch-Orthodoxe Kirche vor. Die Finnisch-Orthodoxe Kirche ist in drei Diözesen mit 24 Kirchengemeinden gegliedert. Sie ist vom Staat als zweite Volkskirche neben der mehrheitlichen Evangelisch-Lutherischen Kirche anerkannt und genießt daher hohe Reputation.
Der orthodoxe Religionsunterricht, so Maria Franken, wird in Finnland von 300 Klassenlehrern unterrichtet. Die Ausbildung der orthodoxen Religionslehrer erfolgt seit 1988 an der Philosophischen Fakultät der Universität von Ostfinnland und ist im Prinzip allen Studenten unabhängig von ihrer Konfession zugänglich. Da die finnischen Religionslehrer nicht von den jeweiligen Kirchen bestellt werden, wäre es theoretisch möglich, dass ein evangelischer Lehrer orthodoxen Religionsunterricht vermittelt und umgekehrt. Dies käme aber in der Praxis eher selten vor, betonte Maria Franken.
Das Vorzeigeland Finnland in Sachen Bildung habe durchaus auch seine Probleme. Insbesondere leide der orthodoxe Religionsunterricht unter der Vorgabe der Zweisprachigkeit, denn in Finnland sind sowohl Finnisch als auch Schwedisch Amtssprachen. Als positiv unterstrich Maria Franken die Tatsache, dass es in den finnischen Schulen keine “Kreuzdebatte” gäbe und dass Kreuze und Ikonen sowohl in den Klassenzimmern, wie auch in den Lehrerzimmern gerne gesehen werden.
Der neuen Initiative in Finnlands Bildungslandschaft, den Religionsunterricht durch einen allgemeinen Weltanschauungsunterricht zu ersetzen, erteilte die Religionspädagogin eine klare Absage. Diese Initiative hätte eine Radikalisierung der einzelnen Religionsgemeinschaften zur Folge, so Maria Franken, da der Staat seine Kontrollfunktion verlieren würde und der Religionsunterricht und damit die Religionsgemeinschaften ins gesellschaftliche Abseits gedrängt würden.
Im zweiten Teil des Seminars wurden fachspezifische Themenbereiche des orthodoxen Religionsunterrichts behandelt, wie orthodoxe Didaktik und die modulare Oberstufe.